Afrikanische Savanne

Foto: © Lars Mextorf

Konzeption einer Dauerausstellung in der neu gestalteten Savannenlandschaft für den Tierpark Berlin im Auftrag von molitor. Mit der Vergesellschaftung von Giraffen, Zebras, Antilopen und Laufvögeln setzt der Tierpark seine lebensraumorientierte Neuordnung des Tierbestandes fort. Die immersive Anlage, in der Gehege und Publikumsbereich ineinander übergehen, versetzt die Besucherinnen und Besucher scheinbar in das natürliche Habitat der Tiere. Die Ausstellung nimmt diesen Aspekt auf, indem sie die Exponate zu einem integralen Bestandteil der Savannenlandschaft macht.

Idee

Naturgemäß findet das Konzept der Vergesellschaftung seine Grenzen bei der Zusammenführung von Beutetieren und Beutegreifern. Die in der Afrikasavanne fehlenden Prädatoren sind aber in ihrem natürlichen Lebensraum ein unverzichtbarer Teil des Ökosystems. Um sie in der Savannenlandschaft des Tierparks zu repräsentieren, werden sie über die Exponate als unsichtbar Anwesende inszeniert. Das Publikum sieht sie nicht, aber es hört sie und stößt auf ihre Spuren.

Dadurch wird die Immersionserfahrung aufgegriffen und weiter verstärkt. Zugleich vervollständigen die Tiere die Lebensgemeinschaft der Savannenbewohner und ermöglichen es, die Funktion des komplexen Ökosystems aus großen und kleinen Herbivoren und Raubtieren, die deren Bestände regulieren, anhand konkreter Beispiele nachvollziehbar zu machen. Weil über die Integration der Exponate in die Umgebung suggeriert wird, dass hinter jedem Busch Gefahr lauern könnte, eignet sich die Ausstellung auch als kleines Abenteuer für die jüngsten Besucherinnen und Besucher.

Inhalte

Texte und Infografiken auf den Exponatschildern vermitteln fundierte Kenntnisse zur Funktion der Streifen bei den Zebras, zum Stoffkreislauf, der Konkurrenz zwischen Löwen und Tüpfelhyänen, ihrer sozialen Organisation im Matriarchat, den Veränderungen der Savanne aufgrund des Klimawandels, der Bedeutung der Termiten für das Ökosystem, den Gnus als Schlüsselart und ihrer jährlichen Wanderung durch die Serengeti.

In einem zweiten Teil des Parcours werden das Leben der Giraffen, ihre besonderen physiologischen Eigenschaften aufgrund ihrer Körpergröße und die Bemühungen von Artenschützern vorgestellt, ihre Bestände zu sichern.

Die Besucherinnen und Besucher erfahren etwas über das Trinkverhalten der Giraffen, wie sie ihre spärliche Nahrung optimal verwerten, mit welchen Tricks sie an die Akazienblätter gelangen und wie ihr Herz gegen die Schwerkraft anpumpt. Außerdem wird ein Forschungsprojekt zur Lebensweise und Populationsentwicklung der Massai-Giraffe vorgestellt.

Exponate

Neben den Schildern gibt es in der Afrikasavanne aufwendigere interaktive plastische, taktile und akustische Exponate. Die Besucherinnen und Besucher gehen auf eine Entdeckungsreise, die immer wieder neue Überraschungen birgt.

Ein Expeditionsbericht könnte sich dann vielleicht so lesen: „Kurz nach dem Eintritt in die Savannenlandschaft stoßen wir auf das Skelett eines Gnus. Wahrscheinlich haben Löwen es erlegt. Der Kopf liegt, wohl von Hyänen verschleppt, etwas abseits davon. Die Knochen sind noch nicht ausgeblichen. Offenbar hat das Gnu vor nicht allzu langer Zeit noch gelebt, aber die hungrigen Jäger der Savanne ließen kaum etwas übrig. Die letzten Reste haben die Geier gefressen.

Etwas tiefer in der Savanne ist an einer Böschung der dunkle Eingang zu einem Hyänenbau zu sehen. Aus der Höhle erklingen die Laute eines Jungtiers. Seine Mutter ist nicht in Sicht. Vermutlich jagt sie gerade für ihren hungrigen Nachwuchs. Als wir näher kommen werden die Rufe aufgeregter und ein zweites Jungtier stimmt mit ein. Wir lassen sie in Ruhe und gehen weiter.

Kurze Zeit später fährt uns das Gebrüll eines Löwen in die Glieder. Er scheint der Anführer eines Rudels zu sein, das sich im Schatten eines Busches ausruht. Schnell verschwinden wir wieder und gelangen an einem Termitenhügel vorbei auf eine Anhöhe. Plötzlich hören wir in der Ferne das dumpfe Grummeln einer herannahenden Gnuherde. Es wird schnell lauter und die Herde zieht an uns vorbei. Hinter der dichten Vegetation können wir die Tiere nicht sehen, aber die Bodenvibrationen tausender trappelnder Hufe sind deutlich zu spüren.“

Damit sich die Exponate möglichst natürlich mit der Landschaftserfahrung verbinden, sind die plastischen Objekte Gnuskelett, Hyänenhöhle und Termitenbau sehr realistisch ausgeführt und in die Umgebung integriert. Das Ansprechverhalten der akustischen Exponate folgt keinem erkennbaren Muster. Programmierte Pausen verhindern, dass die Klänge bei jedem Passieren der versteckten Sensoren ausgelöst werden. Dadurch bleiben die Geräusche unberechenbar. Weil in der Regel die zugehörigen Schilder mit den didaktischen Texten erst hinter den Exponaten platziert sind, stoßen die Besucherinnen und Besucher oft unvermittelt auf die Klänge und Nachbildungen. Auch die zur Gnuherde gehörende Rüttelplatte ist unter Rindenmulch verborgen. Das Vibrieren des Bodens beim Vorbeiziehen der Herde trifft die dort Stehenden gänzlich unvorbereitet.

Leistungen

Neben dem Ausstellungskonzept umfasste die Leistung u. a. Recherche, Kuration, Texterstellung und Produktionsbetreuung.