Reich der Jäger

Fotos und Video: © Lars Mextorf

Konzeption einer Dauerausstellung zu den Raubkatzen für den Zoologischen Garten Berlin im Auftrag von molitor. Im Zuge der Sanierung und Umgestaltung des Raubtierhauses war es das Bestreben des Zoos, das Bildungsangebot für Erwachsene und Kinder weiter auszubauen. Das Konzept eines didaktischen Lehrpfades mit einem Themenschwerpunkt auf dem Jagdverhalten der Katzen setzt diesen Anspruch um.

Idee

Ausgangspunkt für die Entwicklung des Konzepts war die Überlegung, dass Katzen als reine Fleischfresser auf die erfolgreiche Jagd angewiesen sind. Dazu hat die Evolution sie mit einer ganzen Reihe von Eigenschaften ausgestattet, die ihren Körper auf die Anforderungen der Jagd hin optimieren. Diese Merkmale lassen sich, bis auf wenige Ausnahmen, bei allen Katzenarten nachweisen. Dadurch wurde es möglich, die verschiedenen, für die Jagd entscheidenden anatomischen und physiologischen Aspekte anhand verschiedener Katzenarten, von der Sandkatze über die Hauskatze, Ozelot und Serval, bis zum Leoparden, Jaguar, Löwen und Tiger vorzustellen.

Inhalte

Die spezifische Ausstattung des Katzenkörpers für eine effiziente Jagd wird anhand von überwiegend interaktiven Exponaten demonstriert, die über die unterschiedlichen Stationen alle wesentlichen Aspekte abdecken. Sie reichen von der Beißkraft, der besonderen Beweglichkeit des Skeletts, der Funktion der Kralle und der Tasthaare, über die Beschaffung der Zunge und Tatze, der besonderen Hörleistung und der Fähigkeit zum Nachtsehen bis zu den Tarneigenschaften des Fells und der Wahl der Beutetiere. Ergänzt wird die Ausstellung durch zwei Animationen zum Thema Ökosystem und Artenschutz, die zeigen, dass die Raubkatzen als Spitzenprädatoren eine wichtige Funktion zum Erhalt intakter Lebensräume einnehmen und zugleich durch die Eingriffe des Menschen in die Natur selber stark gefährdet sind.

Szenografie

Die Herausforderung für das Gestaltungskonzept bestand darin, dass in einem Bestandsgebäude der 1970er Jahre, das stark vom zeittypischen Stil einer geometrisch reduzierten Ästhetik aus Sichtbeton bestimmt ist, eine naturnahe Inszenierung der Tiere gewünscht wurde. Dazu ließ der Zoo Betonflächen im Außen- und Innenbereich mit Kunstfelsen verkleiden und die Innengehege mit illusionistischen Dioramen optisch an den natürlichen Lebensraum der Katzen angleichen. Die Ausstellungsszenografie vermittelt zwischen der natürlichen Anmutung der Gehege und dem weitgehend unveränderten Grundriss-Layout aus geraden Gängen mit einer niedrigen Rippendecke, die sich in die naturnahe Inszenierung nicht vollständig integrieren lassen. Um dies zu erreichen wurden die Decke und die verbliebenen Wandflächen in einem sehr dunklen Grünton gestrichen und zwischen ihr und dem Boden mit einer leichten Neigung in unterschiedlicher Ausrichtung Rundstäbe aus Eschenholz verspannt. Mit diesen reduzierten Mitteln, die die Formensprache der Architektur aufnehmen, wird unterschwellig der Eindruck vermittelt, durch einen abstrahierten Wald zu gehen, ohne dass dazu auf illusionistische Verfahren zurückgegriffen werden musste.

Die Rundstäbe sind überwiegend in der Nähe der Längsachse des Ganges verteilt, wobei sie quer zum Gang enger stehen als längs zum Gang. Durch die perspektivische Flucht bilden sie in Richtung des Gangverlaufes eine Anhäufung einander überschneidender Formen, die den Blick versperren, während sie in Richtung der Gehege offen und durchlässig erscheinen. Eine abwechselnde Verdichtung und Auflockerung im Verlauf des Ganges schafft eine Dynamik parallel zur Bewegungsrichtung der Besucher*innen. Über wechselnde Perspektiven verbergen und entbergen sich die Exponate, die in den Stäbewald eingestreut sind. Sie sind nicht sofort sichtbar, sondern müssen, wie Tiere im Urwald, erst entdeckt werden. In Stahl ausgeführte Rundstäbe dienen dabei gleichzeitig als Halterungen für den Exponatkorpus. Auf dessen Vorderseite befinden sich die Exponate mit Titel und einführendem Text, auf der Rückseite werden vertiefende Informationen und erklärende Grafiken angeboten.

Die Ansammlungen der Stäbe werden immer wieder durch kleine Freiflächen unterbrochen, in denen Sitzgelegenheiten in Form eines nachgebildeten Felsblocks stehen. Dadurch schafft ein durchgängiges Element in den Außengehegen, den Innengehegen und den Gängen eine formale Kontinuität, die die erwünschte Immersionswirkung unterstützt.

Leistungen

Neben dem Ausstellungs- und Gestaltungskonzept umfasste die Leistung u. a. Recherche, Kuration, Drehbuchentwicklung, Texterstellung und Produktionsbetreuung.