Orang-Utan-Haus

Fotos: © Lars Mextorf

Konzeption einer Dauerausstellung für das neue Orang-Utan-Haus im Zoo Dresden im Auftrag von molitor. Das von heinlewischer gestaltete Gebäude ist das bisher größte Bauprojekt in der Geschichte des Zoo Dresden. Es bietet auf zwei Ebenen vielfältige Einblicke in die Gehege der Orang-Utans und anderer Tiere der Tropen Südostasiens, deren natürlicher Lebensraum mit einem modernisierten Haltungskonzept nachgebildet wurde.

Für die ergänzende Ausstellung wünschte sich der Zoo eine niederschwellige Wissensvermittlung zum tropischen Regenwald, der Lebensweise der Orang-Utans und dem Artenschutz.

Inhalte

Das erste Kapitel thematisiert den tropischen Regenwald als gefährdetes Habitat. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf dem dort vorherrschenden Mangel an Nährstoffen und Individuen, der das Ökosystem besonders fragil macht.

Im zweiten Kapitel, das sich mit den Orang-Utans beschäftigt, versucht die Ausstellung, eine grundlegend neue Perspektive auf unsere nahen Verwandten einzunehmen, mit denen wir als gemeinsame Mitglieder der Familie der Menschenaffen viele Fähigkeiten teilen. Ziel ist es, das Publikum an ihrem Beispiel dazu anzuregen, das eigene Verhältnis zur Natur zu hinterfragen.

Das dritte Kapitel thematisiert den Raubbau am tropischen Regenwald und stellt zwei Artenschutzprojekte vor.

Exponate

Ein zentrales Exponat des ersten Kapitels ist eine Wandbespielung mit Vogelillustrationen, die eine Auswahl einheimischer und auf Sumatra vorkommender Vogelarten in Originalgröße zeigt. Die Zahl der für Deutschland ausgewählten Arten ist dabei halb so groß wie die Zahl der Arten auf Sumatra. Anhand der Vögel lässt sich beispielhaft die besondere Artenvielfalt im tropischen Regenwald unter Rückgriff auf die eigene Erfahrungswelt nachvollziehen.

Das weithin unbekannte Paradox, dass es im tropischen Regenwald zwar viele Arten, aber nur wenige Individuen jeder Art gibt, wird am Beispiel einer Kannenpflanze verständlich. Sie steht für den Aufwand, der notwendig ist, um auf den ausgelaugten Böden der Tropen an Nährstoffe zu gelangen. Anstatt sie, wie in den gemäßigten Breiten, aus der Erde zu beziehen, erhält die Kannenpflanze Stickstoff und Phosphor aus Insekten, die sie in den Kannen zersetzt.

Es zeigt sich, dass die Tropen nicht von Überfluss, sondern von Mangel gekennzeichnet sind und für die verschiedenen Arten nur sehr begrenzte Ressourcen zur Verfügung stehen, die die Zahl der Individuen stark einschränkt. Auf diese Weise wird deutlich, dass Eingriffe in das Ökosystem besonders gravierende Folgen haben.

Neben verschiedenen anderen Wandgrafiken gibt es in dem Kapitel eine Klanginstallation mit Geräuschen aus dem Urwald über den Verlauf eines Tages, ein interaktives Exponat zu Tarnstrategien von Insekten und eine Videoprojektion zum Stoffkreislauf.

Das zweite Kapitel beginnt mit der Illustration einer Orang-Utan-Mutter mit Kind und Handabdrücken der Tiere in Originalgröße. Beim Einpassen der Hand in den Abdruck zeigt sich, dass es abgesehen von der Länge der Finger, die die Kletterfähigkeit der Orang-Utans erhöht, kaum unterschiede zur menschlichen Hand gibt.

Der Ansatz, Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Menschenaffenarten im direkten Vergleich wahrzunehmen, wird mit einem Exponat zu den Emotionen Wut, Ekel und Freude wieder aufgegriffen, bei dem sich Mensch und Orang-Utan buchstäblich ineinander spiegeln.

Das Exponat besteht aus einer halbdurchlässigen Spiegelfläche, die so groß ist, dass sie vom Gesicht ausgefüllt wird. Beim Drücken eines Tasters wird der Spiegel langsam durchsichtig und die Illustration eines Orang-Utan-Gesichts, das die entsprechende Emotion zeigt, überlagert das menschliche Gesicht.

Ein weiteres interaktives Exponat bildet ein Experiment mit einem Orang-Utan nach und besteht aus einem Kasten mit einer geschlossenen Tür, unter der sich ein Objekt aus zwei verbundenen Rundstäben befindet. Das Publikum muss selbst herausfinden, dass es dieses in ein passendes Loch stecken kann, um die Tür zu öffnen.

Im Innern des Kastens lässt sich ein Film starten, der dokumentiert, wie ein Orang-Utan dieselbe Aufgabe erfolgreich gelöst hat. Danach wird ein weiteres Experiment mit einer noch schwierigeren Aufgabe gezeigt und dem Publikum Gelegenheit gegeben, über eine Lösung nachzudenken. Wo viele Menschen scheitern, gelangt der Orang-Utan in kurzer Zeit zum Ziel.

Von der Werkzeugnutzung ausgehend wird gezeigt, dass Orang-Utan-Gesellschaften an verschiedenen Orten unterschiedliche Arten der Werkzeugnutzung tradiert und dadurch, ähnlich wie die Menschen, jeweils eine eigene Kultur ausgebildet haben.

Neben weiteren Exponaten werden die Sozialstruktur und die Klimazonen thematisiert und ein Video zum Nestbau gezeigt.

Im Obergeschoss stellt ein interaktives Exponat zwei vom Zoo geförderte Artenschutzprojekte vor.

Leistungen

Neben dem Ausstellungskonzept umfasste die Leistung u. a. Recherche, Kuration, Drehbuch- und Exponatentwicklung, Texterstellung und Produktionsbetreuung.